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Fünf Erkenntnisse zu M&A im Krankenhaus

In den vergangenen Jahren war das deutsche Gesundheitssystem geprägt von einer hohen Anzahl gesetzgeberischer Aktivitäten, welche auch die finanzielle Situation vieler Krankenhäuser belastet haben. Die COVID-19-Pandemie hat den Finanzierungsengpass auf allen Ebenen verschärft.

9. November 2021

Fünf Erkenntnisse zu M&A im Krankenhaus

Jan Hacker

Intensive gesetzgeberische Maßnahmen erhöhen Druck auf Krankenhaussektor

In den vergangenen Jahren war das deutsche Gesundheitssystem geprägt von einer hohen Anzahl gesetzgeberischer Aktivitäten, welche auch die finanzielle Situation vieler Krankenhäuser belastet haben. Die COVID-19-Pandemie hat den Finanzierungsengpass auf allen Ebenen verschärft. Aber auch die Digitalisierung der Krankenhäuser macht weitere Investitionen notwendig – trotz Förderungen durch das KHZG. Kurz: Viele verschiedene Faktoren haben zu einer angespannten Lage auf dem Krankenhausmarkt in Deutschland beigetragen. Im M&A Trendbericht der Oberender AG werden diese aktuellen Entwicklungen bewertet und deren Auswirkungen auf das Transaktionsgeschehen aufgezeigt. Der vorliegende Blogbeitrag fasst die fünf wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

1) Krisenjahr 2020 macht auch vor M&A Branche nicht halt

Während bis 2018 ein Anstieg von Transaktionen im Krankenhaussektor zu verzeichnen war, ist das Transaktionsaufkommen seit 2019 rückläufig. Das Jahr 2020 ist von der COVID-19-Pandemie beeinflusst. Viele der Deals wurden bereits mit Vorlauf angestrebt und dann im Jahr 2020 abgeschlossen. Während im Jahr 2019 eher der Verkauf einzelner Krankenhausstandorte im Vordergrund stand, war 2020 durch den Verkauf der Malteser und der Rhön-Klinikum AG mit entsprechend zahlreichen Standorten geprägt.

2) Trägereinheitliche Transaktionen dominieren den Markt

Wie auch bereits in den vorherigen Jahren, ist für das Jahr 2020 eine Dominanz trägereinheitlicher Transaktionen, bei denen kein Wechsel der Trägerschaft stattfindet, festzustellen. Entsprechend dem Trend der letzten Jahre erfolgte die Mehrheit der Transaktionen im Bereich der freigemeinnützigen Träger. Bei Betrachtung der durchschnittlichen Entwicklung in der Vergangenheit fällt ein deutlicher Rückgang des Anteils der privaten trägereinheitlichen Transaktionen auf. Der Anteil der trägereinheitlichen öffentlichen Transaktionen erfuhr hingegen einen Anstieg. Ein möglicher Ausblick für die Zukunft könnte sein, dass gebietsübergreifende Fusionen kommunaler Grund- und Regelversorger sowie Schwerpunktversorger zunehmen.

3) Verkauf von mittelgroßen Häusern als neuer Trend?

Bezüglich der Transaktionen nach Bettencluster entspricht die Entwicklung im Bereich der Fusionen dem Trend der letzten Jahre: Fusionen finden eher im Bereich größerer Krankenhäuser mit mehr als 200 Betten statt. Waren es bei den Verkäufen über die letzten Jahre hinweg eigentlich die kleinen Krankenhäuser unter 100 Betten, die Gegenstand von Transaktionen waren, so stellt 2020 ein Ausnahmejahr dar: Vergleichsweise viele Krankenhäuser mit 200 bis 499 Betten wurden verkauft. Dies war jedoch insbesondere durch den Verkauf der Malteser Krankenhäuser bedingt. Ob sich ein ähnlicher Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird, oder es wieder in Richtung Transaktionen mit kleinen Häusern geht, bleibt abzuwarten.

4) Neuerungen in der Fusionskontrolle könnten Aufwärtstrend bewirken

Mit dem Beschluss des GWB-Digitalisierungsgesetzes (in Kraft seit 19.01.2021) hat der Gesetzgeber neue Rahmenbedingungen für Fusionen im Krankenhaussektor geschaffen. Bei fusionsbegleitenden Strukturveränderungen mit Bescheid nach § 11 Abs. 1 Nr. 2 der Krankenhausstrukturfonds-Verordnung (KHSF-V) kann eine Fusion ohne Prüfung durch das Bundeskartellamt (BKartA) umgesetzt werden. Stattdessen fungieren die Landesgesundheitsministerien über ihre Rolle im Strukturfonds als Prüfgremien, weshalb ein weniger restriktives Agieren erwartet wird. Trotz zeitlicher Bindung bis 2024 (Bescheid) beziehungsweise 2027 (Vollzug der Fusion), hat die Neuerung in der Fusionskontrolle das Potenzial, eine substanzielle Fusionstätigkeit, insbesondere im Bereich regionaler Verbünde, auszulösen. Hierbei ist jedoch nicht zu vergessen, dass Fusionen einem gewissen zeitlichen Vorlauf bedürfen, welcher einen sofortigen Boom unwahrscheinlich macht.

5) Synergiebewertung als zukünftige Herausforderung

Die zu Beginn erwähnten Entwicklungen gefährden die finanzielle Situation vieler Krankenhäuser in Deutschland. Im Rahmen dessen stellt sich die Frage, wie für defizitäre Krankenhäuser ein für den Käufer sinnvoller und vertretbarer Kaufpreis ermittelt werden kann. Hier liegt ein möglicher Ansatz in der Bewertung von strategischen Synergiepotenzialen, die mit einem Kauf verfolgt werden. Dies kann beispielsweise anhand von Opportunitätskosten, Skaleneffekten, Investitionen und personellen Synergiepotenzialen erfolgen. Bei der Bewertung dieser Synergien und verschiedener strategischer Optionen ist ein gutes Verständnis der sektoralen Besonderheiten gefordert. So ist beispielsweise der omnipräsente und weiter zunehmende Fachkräftemangel bei der Bewertung umfassend zu berücksichtigen. Aufgrund der hohen Regulierungsdichte in diesem Bereich (PPuG, Pflegebudget, diverse G-BA Richtlinien etc.) ist hierfür entsprechendes Spezialwissen zwingend einzubeziehen.  

Quo vadis M&A?

Die COVID-19-Pandemie zeigt strukturelle Schwächen auf und hat die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser im Speziellen und des Gesundheitswesens allgemein (insbesondere der Kostenträger) verschärft. Vor dem Hintergrund einer insgesamt angespannten Finanzlage und drohender Ergebnisverschlechterung werden sich in den nächsten Jahren viele Krankenhausträger die Frage nach Verkauf oder Schließung stellen müssen, weshalb ein Anstieg des M&A-Geschäfts ab Ende 2021 erwartet wird. Die Rolle der privaten Träger wird dabei weniger relevant sein als noch vor einigen Jahren. Eine Privatisierungswelle wird voraussichtlich nicht eintreten. Jedoch wird eine vermehrte Beteiligung öffentlicher / kommunaler Träger erwartet.

Demgegenüber steht, dass während der COVID-19-Pandemie vermehrt Forderungen zum Erhalt von Krankenhausstandorten laut wurden. Die Diskussion um den Abbau von Krankenhauskapazitäten wird trotz Pandemie mit hoher Intensität geführt und von Themen wie Qualitätsverbesserung und Zentralisierung/Spezialisierung geprägt. Gerade in der Pandemie sei jedoch beispielsweise nach Einschätzung der DKG deutlich geworden, dass Daseinsvorsorge nicht mit Zentralisierung gewährleistet werden kann. Die Gesundheitspolitik scheint jedoch nicht von ihrem Bestreben, eine Strukturbereinigung „über die Bande“ zu erzwingen, abzurücken. Selbst wenn es nach der Bundestagswahl zu einer grundlegenden Reform der Krankenhausvergütung kommen sollte, erscheint ein Strategiewechsel auch aufgrund der zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen aktuell unwahrscheinlich.

Unsere Prognose für die Zukunft von M&A im Krankenhausmarkt lautet daher: Der Markt bleibt dynamisch, die sich ändernden Rahmenbedingungen erfordert jedoch die Anpassung bestehender Strategien.

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Jan Hacker

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